Zwei Anlagen – eine Einheit
Anwendungsbereich und Funktionalität einer Rufanlage sind in der DIN VDE 0834 eindeutig geregelt. Überall dort, wo es zu einer Gefährdung des Rufenden kommt, wenn der Ruf nicht signalisiert wird, kommt diese Norm zur Anwendung. Dieses gilt insbesondere für Pflegeinrichtungen, Krankenhäuser und Justizvollzugsanstalten. Wer die Empfehlungen der DIN VDE 0834 für Rufanlagen außeracht lässt, handelt grob fahrlässig und kann im Schadensfall zivilrechtlich belangt werden. Insbesondere die Verbindung von Rufanlagen mit Telefonanlagen bietet Chancen und Risiken.
Rufanlagen benötigen ein überwachtes Leitungsnetz
In der Norm ist die Notwendigkeit eines eigenständigen und überwachten Leitungsnetzes für Rufanlagen geregelt. Der Ausfall eines Telefonapparates oder einer Telefonanlage darf Rufanlagen nicht beeinträchtigen. Alle Rufanlagen nach DIN VDE 0834 müssen über Zimmersignalleuchten und Notstromversorgung verfügen, auch wenn sie integraler Bestandteil eines Telefonsystems sind.
Rufanlagen und Telefonanlagen – warum überhaupt?
Es gibt aus Sicht der Betreiber von Rufanlagen zahlreiche Gründe, diese mit einer Telefonanlage zu kombinieren:
- Vereinfachtes Leitungsnetz
- Flexible Meldung von Rufen auf DECT-Mobiltelefonen
- Telefon am Bett mit Rufmöglichkeit
- Sprachfunktion
- Dokumentation
- Ein Ansprechpartner für beide Systeme
- Kostenersparnis
Leitungsnetz
Heutige Rufanlagen sind in der Regel sogenannte Bussysteme. In jedem Zimmer wird ein adressierbares Elektronikmodul installiert. Je nach Hersteller befindet sich diese Elektronik hinter der Zimmersignalleuchte, im Zimmerterminal mit Ruf-/Abstelltaste oder abgesetzt zum Beispiel in einer Unterputzdose. Die Topologie der Busverkabelung ist in den meisten Fällen streng einzuhalten. Alle Zimmer werden verkabelt wie die Perlen auf der Kette. Ganz im Gegensatz zur Telefonverkabelung, die vom Hauptverteiler oder Unterverteilungen aus sternförmig in die Zimmer geführt wird. Im Falle von Rufanlagen ist noch die interne Zimmerverkabelung zu beachten, die je nach Anlagentyp auch wieder bus- oder sternförmig auszuführen ist.
Es liegt nun auf der Hand, durch eine gemeinsame Leitungsführung oder sogar ein gemeinsames Leitungsnetz den Aufwand der Verkabelung zu optimieren. FN 6000® Rufanlagen von tetronik können beides: Verkabelung der Zimmer als Bus oder sternförmig.
In vielen Projekten wurden schon freie Adern der Telefonverkabelung für die Rufanlage genutzt. Bei Modernisierungen, weil eine anfällige Telefon-Rufanlage abgelöst oder bei Neubauten, weil die Verkabelung eingespart wurde.
DECT-Mobiltelefone
Geschickte Vertriebsmitarbeiter suggerieren den Kunden, dass eine Weiterleitung von Rufen auf DECT-Mobiltelefone nur innerhalb einer Telefonanlage funktioniert. Dass es heute definierte und quasi standardisierte Schnittstellen zwischen Rufanlagen und Telefonanlagen gibt, wird gerne verschwiegen. Alle Hersteller von Rufanlagen bieten Schnittstellen an, die den direkten Anschluss an eine Telefonanlage per ESPA-Protokoll ermöglichen.
Wichtig: Der Ausfall von Telefonanlage und DECT-System beeinträchtigt nicht den Betrieb der Rufanlage.
Das besondere der FN 6000® Rufanlagen liegt in den integrierten Eskalationsstufen. Zeitabhängig können nicht bearbeitete Rufe an unterschiedliche Personen und Personengruppen geleitet werden.
Telefon am Bett mit Rufmöglichkeit
Inwieweit eine in das Telefon integrierte Ruftaste für einen Patienten im Krankenhaus oder einen Bewohner im Pflegeheim bequem zu erreichen ist, hängt vom Einzelfall ab. Der Anschluss für eine Klingelschnur oder Birntaster bzw. Funkfinger ist allerdings unerlässlich. Ein separater Ruftaster mit Nebensteckkontakt, unabhängig vom Telefonapparat hat sich in der Praxis bewährt. So können in Senioreneinrichtungen Bewohner ihr eigenes Telefon nutzen.
In Krankenhäusern kann die Ruftaste am Telefon, Bediengerät oder Multimedia-Terminal in die Infrastruktur der Rufanlage integriert werden. Spezielle Anschaltmodule machen dieses möglich.
In beiden Fällen wichtig: Der Abriss des Birntasters oder Bedienelementes führt automatisch zu einem Alarm.
Rufanlagen und Sprachfunktion
Ein wichtiges Argument für die Integration der Telefonanlage in ein Gesamtkonzept ist die damit verbundene Sprachfunktion zu Bewohnern und Patienten. Nach Meldung aus der Rufanlage kann über das DECT-Mobiltelefon per Tastendruck eine direkte Verbindung zum Rufenden aufgebaut werden. Im Falle eines Freisprechtelefons wird das Gespräch im Zimmer automatisch angenommen.
Wichtig an dieser Stelle: Auch der Norm konforme Aufbau von autarken Rufanlagen erlaubt eine flexible Sprachkommunikation über die Telefonanlage.
Dokumentation
Der Begriff „Dokumentation“ wird in der Pflege meistens in Verbindung mit der Pfegedokumentation gesehen. Dokumentation im Sinne von Rufanlagen und Telefonanlagen beschreibt jedoch die Protokollierung des Rufgeschehens, d.h. jeder Ruf aus der Rufanlage, jede Anwesenheit, jeder Anruf werden gespeichert und können so nachvollzogen werden. Auch technische Meldungen wie Ausfälle und Störungen werden protokolliert. Daten, die mit der Betreuung von Pflegebedürftigen zu tun haben, können per Dateitransfer in die Pflegedokumentation übernommen werden. Dieses kann auch online geschehen, wenn es vom System zur Pflegedokumentation unterstützt wird. Mobile Terminals für Pflegekräfte haben nur dann etwas mit der Rufanlage zu tun, wenn diese zur Rufsignalisierung genutzt werden. Schnittstellen, wie oben beschrieben, unterstützen diese Funktion.
Kostenersparnis
Im ersten Moment betrachtet, ist eine integrierte Rufanlagen-Telefonlösung kostengünstiger als Einzelsysteme. Unter Einbeziehung der Empfehlungen der DIN VDE 0834 sieht die Situation schon anders aus. Insbesondere dann, wenn für die Versorgung der Bewohner einer Senioreneinrichtung keine Nebenstellenanschlüsse notwendig sind sondern Hauptanschlüsse der Telekom oder eines anderen Providers. Mittelfristig betrachtet sind die Kosten zur Instandhaltung einer integriertem Lösung erheblich höher. Langfristig macht sich die unterschiedliche Laufzeit von Rufanlagen und Telefonanlagen bemerkbar. Spätestens nach sieben Jahren ist in der Regel eine Telefonlösung auszutauschen bzw. zu modernisieren. Die Laufzeit von Rufanlagen ist erheblich höher. In Summe genommen sind damit die Kosten für zwei getrennte und vernetzte Anlagen geringer und bieten einen höheren Sicherheitsstandard.